13. August 2012

Eine schöne Illusion

Posted in Durchschnitt, kommentar, Politik, Uncategorized tagged , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , um 18:56 von thomassalomo


Eine schöne Illusion

Von Thomas Salomo

Vorstand beim NPD-Bundesparteitag 2006

 

Dresden- Nach dem das erste NPD Verbotsverfahren 2003 scheiterte gibt es immer wieder Vorstöße und Forderungen die NPD zu verbieten. Doch das Bundesverfassungsgericht hat hohe Hürden für ein Verbotsverfahren erlassen. Unter anderen dürfen und sollen keine V-Leute des Verfassungsschutzes in der Parteispitze sein.

Nun will man einen neuen Versuch unternehmen diese Partei zu verbieten. Denn die Argumente für ein Verbot scheinen klar zu sein. Die NPD sei eine undemokratische Partei, ihre Ideologie sei menschenverachtend, diese Partei schüre Antisemitismus und Ausländerhetze. Sie sei ein Sammelsurium für militante Rechte, unterstütze und fördere sogar Gewalt gegen Andersdenkende wie Linke, Homosexuelle und Religionsausübende verschiedenster Richtung. Das neuste Argument der Verbotsbefürworter wie etwas Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht : „Ich trete ganz entschieden für ein Verbot der NPD ein. Ihre Ideologie ist der geistige Nährboden für die Mörder der NSU-Terrorzelle“, sagte Lieberknecht der „Welt“. Es sei auch schwer erträglich, dass diese Organisation durch Steuermittel unterstützt werde, sagte Lieberknecht. Auch wenn es noch keine handfesten Beweise gibt, vermutet man einen direkten Zusammenhang zwischen den NSU Terroristen und der NPD, wenn auch nur ideologisch. Ein Nachweis darüber könnte in einem neuen Verbotsverfahren entscheidend seien.
Erst vor einigen Wochen wurde der Vorwurf bekannt das die NPD im sächsischen Landtag Gelder veruntreut. Der ehemalige niedersächsische NPD-Funktionär Andreas Molau hat den Verdacht bestärkt, dass die NPD in Sachsen illegal Fraktionsgelder in die Parteiarbeit geschleust und somit andere rechte Projekte wie etwa Kampagnen der Parteizeitung „Deutsche Stimme“ finanzierte. Dem Magazin Focus erklärte Molau, er sei nur zum Schein bei der NPD im sächsischen Landtag angestellt gewesen, in Wirklichkeit habe er Parteiarbeit geleistet. Genau so funktioniere die Parteienarbeit und die Strategie der NPD sagen Insider. Man lasse sich in einen Landtag wählen, um damit an öffentliche Gelder zu kommen, um andere Bereiche zu finanzieren. Nicht wenige vermuten, wenn die NPD nicht in den Landtag in Sachsen gewählt wurden wäre, hätte sie schon längst Insolvenz angemeldet.

Doch um was geht es eigentlich. Laut Bundesverfassungsgericht 2011 umfasst die rechtsextreme Szene in Deutschland 22.400 Personen in 225 rechten Gruppierungen. Zum rechtsextremistischen Spektrum zählen hauptsächlich subkulturell geprägte Rechtsextremisten, Neonazis einschließlich der „Autonomen Nationalisten“ sowie die NPD. Als gewaltbereit werden 9.800  Personen aufgeführt.  Die Mitgliederzahl der NPD ist mit 6.300 Personen weiter rückläufig. Im Klartext heißt das die NPD macht nur einen Anteil von 28% gemessen am gesamten rechten Spektrums aus.

Die alljährigen Zahlen des BVS zeigen die ganze Breite des rechten Spektrums, das um ein vielfaches mehr ist als nur die NPD. Die Partei selber steht zwar im Vordergrund des öffentlichen Focus, doch die Gruppen und Strukturen abseits der NPD bilden einen wesentlich bedeuterenden Anteil am Rechtsextremismus. Ein Verbot der NPD wäre für die rechtsextreme Szene kein großer Verlust, Erstrecht kein unüberwindbarer Schlag. Gerade im Bereich autonomer Rechter Gruppen und subkultureller rechter Gruppierungen spielt die NPD keine Rolle, im Gegenteil der Anteil derer die die NPD als solche Ablehnen ist gerade da groß. Im Bundesverfassungsgericht heißt es: „Der Rechtsextremismus stellt in Deutschland kein ideologisch einheitliches Gefüge dar, sondern tritt in verschiedenen Ausprägungen nationalistischer, rassistischer und antisemitischer Ideologieelemente und unterschiedlichen, sich daraus herleitenden Zielsetzungen auf.“ Ein Verbot der NPD bewirkt daher keinerlei ideologische Veränderung in der Szene.

Doch bei einen endgültigen Verbot der NPD wären die Folgen unabsehbar. Denn dann würde sich das in rechten Szene existierende Feindbilder des „demokratischen Staates“ der die „Herrenrasse“ und die „Völkischen Deutschen“ vernichten will noch weiter manifestieren. Im Kern heißt das, dieser Staat will uns nicht, dieser Staat und dieses System wollen uns (gemeint sind die Rechten) zerschlagen und zerstören.
Doch genau diese Argumente würden sich ins Gegenteil umwandeln. Vom „der Staat will uns vernichten“ wird ein „dieser Staat hat uns versucht zu vernichten“. Ein NPD-Verbot würde der Szene eine massiven Auftrieb verleihen, weil sich damit deren Argumentation bewahrheitet hätte. Dies würde eine massive Radikalisierung der militanten rechten Szene mit sich bringen. Dann würden die Täter der NSU als „Vorkämpfer“ umgedeutet. Eine erneute Bildung rechtsextremer Terrorgruppen ist dann nicht aus zu schließen. Damit würde es ein erneuten starken Anstieg von rechter Gewalt übergriffen geben.

Doch letztendlich ist ein Verbot der NPD nichts weiter eine schöne Illusion, das damit der Rechtsextremismus verschwindet und es keinerlei fremdenfeindliche Übergriffe mehr gibt. Doch leider weit gefehlt, ein Verbot stärkt die rechte Szene, die Ideologie bleibt in den Köpfen. Antisemitismus,  Ausländerfeindlichkeit bleiben erhalten. Die Nazis werden weiterhin Gewalttaten begehen, werden weiterhin versuchen in gesellschaftliche Strukturen zu gelangen, werden weiterhin Jugendliche für ihre Sache zu gewinnen.  Es werden weiterhin Ausländer und Andersdenkende verprügelt. Büros und Häuser angezündet. Das Verbotsverfahren ist reine Effekthascherei, gerade im Bezug auf die Bundestagswahlen 2013. Trotz eines Verbotes wird es weithin Nazis geben.

Satt darüber zu diskutieren wie man die NPD verbietet sollten wir uns überlegen wie wir Menschen mehr von den Grundgedanken der Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz überzeugen können. Die Energie wir in ein erneutes Verbotsverfahren stecken, wären in Präventions- und Exitprogrammen besser aufgehoben.

Quelle:

http://www.welt.de

http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/

21. Oktober 2010

Ein Brief an mein Land

Posted in Denkschrift, kommentar, Kommt Zeit kommt Rat, Uncategorized tagged , , , , , , , um 19:24 von thomassalomo


Ein Brief an mein Land

(von Thomas Salomo)

Mein liebes Land, ich weiß, es ist schon ungewöhnlich dir zu schreiben, doch die Ereignisse machen es notwendig. Ich mache mir Sorgen um dich. Die Geschehnisse dieser Wochen bereiten mir stetig Sorgen. Mein liebes Land, ich weiß es ist verpönt zu sagen, ich liebe dich. Ich mag deine Vielfältigkeit die du mir bietest. Dein Kontrast von Meer im Norden, den Feldern und Wäldern und den Bergen im Süden. Von der See bis zum von Rheinland bis nach Baden, vom Saarland bis nach Sachsen das mag ich so bei dir. Du bist so vielseitig, kaum ein Landstrich gleicht dem anderen. So berauschend deine Höhen und Tiefen sind, so inspirierend deine Weiten. Die Menschen die bei dir leben, sind sie doch voller Tugend, sie halten viel von Ehrlichkeit, Pünktlichkeit. Du geniest bei vielen einen guten Ruf, man schätzt deine Traditionen, egal ob Oktoberfest oder Karneval, Martinsumzüge, oder Schützenfeste. Ich weiß manchmal reduziert man dich auf diese Traditionen.

Ja, ich mag die Menschen die hier leben. Gut, manchmal sind sie etwas schwierig und kompliziert. Ihre Eigenarten sind so verschieden wie deine Landschaften. Von kühl, distanziert bis warm, herzlich und gastfreundlich. Strebsam sollen sie seien, die Menschen in deinem Land, berühmt für ihr Wissen und ihre Schaffenskraft.

Du genießt einen guten Ruf in der Welt. Hast du doch gezeigt, dass zwei verschiedene Systeme  einst geteilt, wieder zusammen finden können. Da wo sonst in anderen Ländern Krieg ausgebrochen, Tod und Verwüstung entstanden wären, war es bei dir friedlich. Vielleicht war es die erste friedliche Revolution die Europa sah.  Ja, darauf kannst du Stolz sein, mein liebes Land. Du hast dich gewandelt wie kaum ein anderes Land. Von einer Schreckenszeit und fast totalen Zerstörung bist du wieder aufgestanden, zu einem Garant für Frieden und Stabilität.

Wenn man auf dieser Welt von Demokratie spricht, nennt man deinen Namen, du bis es, dass als Beispiel für gute Demokratie gilt. In deinen 61 Jahren hast du viel erlebt. Viele politische Wechsel hast du gesehen, doch nie bist du zu Bruch gegangen. Die Menschen vertrauten dir und den Parteien die sie führten. Was hätten sie auch anders tun sollen? Die Menschen in deinem Land sind keine Revolutionäre, keine die gern ihre Proteste auf die Straße trugen. Ja, der Deutsche demonstriert nicht gern. Wäre es sonst möglich gewesen, den Euro einzuführen, wo die Menschen doch die Mark so liebten? Wäre es möglich gewesen, dass Harz IV eingeführt wurde, wenn Millionen dagegen demonstrierten? Gut, es haben Menschen dagegen demonstriert, doch waren es keine Millionen, kein ganzes Land. Nein, die Menschen in deinem Land protestieren nicht gern. Vielleicht wollen sie insgeheim geführt werden, von einer starken Persönlichkeit an der Spitze, die ihnen zeigt wo es lang geht . Haben deine politisch Verantwortlichen es nicht dankend aufgenommen? Gewählt wollen sie werden, um dann ihre Art entsprechend die Geschicke dieses Landes lenken. Parlamentaristische Demokratie nennt man diese Form. Die Menschen werden auf das Wählen gehen reduziert, mehr sollen sie nicht tun. Sollen sich sogar raushalten aus der Politik. Das, mein liebes Land hat Jahrzehnte lang gut funktioniert. Die Menschen wählten die Politiker und diese ließen sie gewähren und machen. Sinnvolle und oft nicht so sinnvolle Projekte wurden realisiert War es doch gut für dich, mein liebes Land. Natürlich gab es gute und schlechte Entscheidungen, doch nie hat man dich nie aus den Augen gelassen, die Menschen schon. Sollten wir nicht auch mehr Mitentscheiden dürfen?

Doch nun, scheint alles irgendwie verschoben. Immer weniger Menschen gehen wählen. Die Wahlbeteiligung sank mancher Orts um fast 20%. Politikverdrossenheit nennen das die Politiker. Immer weniger scheinen sich für die Politik zu interessieren. Doch ich glaube das nicht, die Menschen Interessieren sich sehr wohl für Politik. Sie verfolgen sehr genau was passiert. Sie hielte lange still, taten so als ob sie das Geschehen ignorieren. Doch nun, entlud sich der Ärger. Gerade an einem vorzeige Projekt, welches wie kein anderes für Moderne und Innovation steht. Doch was war passiert hat man den Menschen nicht erzählt, was da geschieht? Schließlich wurde das Projekt seit über 10 Jahren geplant.

Doch die Proteste gegen Stuttgart 21 sind schon lang nicht mehr gegen das Projekt selber, es geht vielmehr um Grundsätzliches. Es steht als Sinnbild für die Unzufriedenheit der Menschen. Unzufrieden über die Art wie Regiert wird. Nein die Art wie Regiert wird ist seit 60 Jahren gleich. Vielleicht bemerken die Menschen, dass sie mehr haben können. Ich frage mich, müssen wir nicht endlich anfangen unsere Demokratieverständnis zu ändern? Weg von dem „Die machen es schon.“, hin zu „Wir wollen mit Entscheiden“. Vielleicht müssen wir lernen, uns mehr ein zubringen. Aber auch mehr eingebunden zu werden in politische Entscheidungen. Wir wollen gefragt werden, wie und welches Projekt realisiert wird. Mehr Mitbestimmung auf allen politischen Ebenen. Mein liebes Land, schaue doch mal in die Schweiz. Dort herrscht ein Höchstmaß an Mitbestimmung. Sehr oft im Jahr werden die Menschen um ihr Votum gebeten, auf allen Eben. Auf Bundesebene ebenso auf Kantonsebene. In der Schweiz gibt es solch eine Diskrepanz zwischen Politik und den Menschen nicht. Machen wir uns nichts vor, mein liebes Land, denn so wie es jetzt läuft, sehe ich schwarz für uns.

Die Menschen in unserem Land entfernen sich immer schneller, immer weiter von der Politik. Noch nie, mein liebes Land, war die Kluft zwischen Bürgern und Politik so groß wie heute. Die Menschen wenden sich ab von den zwei großen Volksparteien. Immer mehr Menschen fühlen sich nicht mehr von ihnen repräsentiert und vertreten. Das was in Berlin und in den Bundesländern passiert, wird immer mehr mit Argwohn beobachtet. Wenn wir nicht neue Wege gehen, werden die Geschehnisse uns überrollen. Mein liebes Land, ich befürchte, es dauert nicht mehr lang bis extreme politische Kräfte wieder Fußfassen. Kannst du dir Vorstellen, das es wieder eine starke extreme Rechte Partei in Deutschland gibt? Eine rechte Partei die von vielen Menschen gewählt wird, die mehrheitsfähig ist? Das wäre eine Katastrophe für uns. Noch sind NPD und Republikaner nur eine gesellschaftliche Randerscheinung. Ich befürchte, dass es nicht mehr lange dauert bis es eine neue andere Rechte Kraft gibt, die viele Menschen in ihren Bann zieht. Eine solche Vorstellung, mein liebes Land, macht mir zu tiefst Angst. Ich habe das Gefühl der Nährboden für solche Kräfte ist längst gegeben. Gerade in deinen östlichen Teil herrschen immer noch große Vorbehalte gegenüber Ausländern und Migranten. Schon jetzt ist die NPD in den Landtagen von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern vertreten.

Mein liebes Land, heißt es nicht, wir seien ein weltoffenes Land? In dem viele verschiedene Kulturen miteinander leben? Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das so ist, ob wir wirklich so offen und Tolerant sind. Wenn selbst von etablierten Politiker immer schärferen ausländerfeindliche Parolen zu hören sind. Seit über 40 Jahren leben Migranten in unserem Land. Kamen sie doch als Gastarbeiter in unser Land. Sollten sie doch ursprünglich nur unser Land aufbauen und nicht bleiben. Doch sie blieben, sie fühlten sich wohl bei uns. Sie brachten es zu Wohlstand und Vermögen. Doch machten wir es ihnen immer schwer,  in unseren Köpfen trennten wir stetig zwischen den Fremden und uns,  den Deutschen. Wir sagen sie wollen gar nicht, sie wollen sich nicht Integrieren, weil etwa 5% die Integrationskurse abbrechen, verurteilen wir alle. Integrationsunwillig seien sie. Harte Strafen müssten her. Heute schreit alles nach besserer Integration, doch haben wir ihn immer eine faire Chance gegeben damit sie sich integrieren konnten? Ihre Berufsabschlüsse haben wir nicht anerkannt, und wenn,  haben wir sie selten gleichrangig behandelt. Ja, es sind Parallelgesellschaften entstanden. Wer will von ihnen verlangen, dass sie ihre Kultur ablegen, ihre Tradition verleugnen? Man sagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Ja, der Islam hat keine Historischen Wurzeln wie das Christentum in Deutschland. Doch ist es die Religion der Migranten, von denen heute 2 Millionen angehören.

Doch haben wir uns jemals mit den Islam ernsthaft auseinander gesetzt? Warum gibt es keinen Islamunterricht an allen Schulen? Könnten wir damit  nicht die Vorurteile abbauen? Doch warum zeigen wir mit Finger auf ihnen? Haben wir nicht auch bei uns Parallelgesellschaften? Was ist mit den Plattenbaugebieten im Osten? In den der überwiegende Teil arbeitslos und von Harz IV lebt. Wo jeder fünfte sich ein Totalitäreres System mit einem starken Führer wünscht.

Doch was mich wirklich Ärgert, das immer wieder die Integration herhalten muss, um von den eigenen politischen Problemen der Parteien abzulenken. Wenn die CDU ihr konservatives Profil verspielte und nun auf Kosten der Migranten dieses wieder stärkt dann ist das mehr als verlogen. Ich weiß nicht so Recht, aber wovon Reden wir eigentlich? Wir reden über eine Gruppe von 6,73 Millionen Menschen. Denn so viele Ausländer leben in Deutschland. Insgesamt leben aber 81 Millionen Menschen in Deutschland. Das heißt wir diskutieren über eine Gruppe von 5,4%! Aber wir tun so als beträfe es fast 90% der Bevölkerung. Mancher tut so als würde eine Migrationswelle bevorstehen, als würden Morgen 100 Millionen Einwandere zu uns wollen. Dabei ist das Gegenteil der Fall, mehr Menschen mit deutschen Pass wandern aus statt ein zu wandern. Wir sind kein Migrationsland sondern ein Auswanderungsland! Wir werden weniger statt mehr.

Doch machen wir uns nichts vor, wir nehmen Bevölkerungsmäßig ab, doch die Vorbehalte gegen Fremde nehmen zu. Ich frage mich, mein liebes Land, woher kommen solche Vorbehalte gegen „Fremde“. Haben wir Angst sie könnten uns etwas wegnehmen?  Ich glaube es hat mit der Frage zutun „ Wer sind wir? Was ist Deutsch? Mir fällt leider keine Antwort ein, ich weiß nicht wie wir aus diesem Dilemma heraus kommen. Ich hoffe nur, das dies ein Strohfeuer ist, dass sich das ganze wieder legt. Zeichnet uns nicht auch Besonnenheit aus?

Nun, du hast schon soviel erlebt, mein liebes Land, schon so manche schwere Zeit überstanden. Vielleicht sind meine Befürchtungen völlig umsonst oder viel zu hoch gegriffen. Vielleicht ist das hier und jetzt manchmal schöner als der Blick nach Vorn. Du, jedenfalls wirst uns tragen, wenn sogar ertragen. Denn dich wird es ja hoffentlich noch lange geben.

22. September 2010

Wie integrieren, oder wie Deutsch darf es sein

Posted in Denkschrift, kommentar, Politik, Prinzipien, Uncategorized, Wandel tagged , , , , , , , um 15:22 von thomassalomo


Wie integrieren, oder wie Deutsch

darf es sein?

(von Thomas Salomo)

Nicht erst seit Sarrazin’s Äußerungen kommt das Thema Integration wieder in das öffentliche Bewusstsein. Auch wenn seine Äußerungen höchst umstritten und zum Teil scharf zu verurteilen sind, zeigt es doch trotz alle dem, wie wichtig die Diskussion ist. Immer wieder flammt die Diskussion über Integration von Ausländern in Deutschland auf. Doch eine ernsthafte Kontroverse mit messbaren Ergebnissen gab es bis heute nicht. Nur punktuell wurden Themen wie Abschottung oder Integrationsverweigerer für kurze Zeit besprochen. Doch Kernfragen nach dem was Integration für Deutschland bedeutet, wurden nie gestellt.

Wenn Sarrazin über den Grad der Intelligenz, um genetische Identitäten von Migranten fragt, will er provozieren. Nur mit gewagten Provokanten, absurden oder rassistischen Äußerungen lassen sich nicht nur Diskussionen anschieben, sondern auch Bücher promoten. Das Thema welches nun wieder „Aktuell“ scheint, wurde in den letzten Jahren mehr halbherzig geführt mit dem Ziel das Thema schnell wieder zu beenden. Integration hatte schon immer Potential zur Polarisierung, zur Entfachung hitziger Debatten, bei deren Verlauf schnell vom Kern abgewichen wurde. Keiner der Beteiligten will sich dem Vorwurf gefallen lassen, zu sehr gegen Integration von Asylbewerben gewandt zu haben. Schnell könnte der Eindruck entstehen die Interessen der eigen Leute und der Wählerschaft seien wichtiger. Auch wer sich zu sehr für die Belange der Migranten annimmt, gerät in den Verdacht nicht nur besonders „Ausländer freundlich“ zu sein und die Interessen der eigenen Leute seien weniger wichtiger. Die Diskussion, so scheint es, wurde immer mit angezogener Handbremse geführt.


Einwanderer und Gastarbeiter vergessen


Nach dem zweiten Weltkrieg, Mitte der fünfziger Jahre, nach dem in Deutschland der Wirtschaftsaufschwung begann, wurden händeringend Fachkräfte, aber vor allem Arbeiter benötigt. Bestand doch enormer Arbeitskräftemangel. Der Bedarf in der Kohlezechen, war enorm. Aus eigener Kraft konnte Deutschland den Bedarf an Arbeitskräften nicht decken, waren doch die Folgen des Krieges überall noch spürbar. So wurden mit Beginn des Wirtschaftswunders erst gezielt, später massenhaft, Arbeitskräfte nach Deutschland geholt. Mit verschieden Ländern wurden Anwerbeabkommen abgeschlossen. Eigens dafür wurden in Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal, Marokko, Tunesien und Niederlassungen ein Vorläufer des Arbeitsamtes eröffnet. Die Arbeiter die Anfangs nur ein paar Wochen zum Geldverdienen nach Deutschland kamen, blieben erst Monate, dann Jahre, später holten sie ihre Familien nach und blieben. Am Anfang fanden die Gastarbeiter kaum oder keinerlei Beachtung, weder bei Regierung, Behörden Gewerkschaften. Verbände und Initiativen gründeten sich erst Jahrzehnte später. Warum hätte man sich auch um sie kümmern sollen, waren sie doch nur für kurze Zeit in Deutschland, zum arbeiten. Niemand rechnete damit oder wollte sich vorstellen, dass sie blieben, dass nach ihnen noch ihre Kinder da sein werden. Erst Ende der siebziger Jahre setzte eine Debatte über die Rückführung der Gastarbeiter ein. Hatten sie doch ihren Teil geleistet und Deutschland mit aufgebaut und gut verdient. Doch in den Jahren in denen sie in Deutschland waren, lernte der Großteil deutsch und lebte sich ein, Freundschaften entstanden, es wurde geheiratet. Viele haben sich von ihren Heimatländern auch Kulturell verändert, hatten sie es auch zu bescheidenen Wohlstand in Deutschland gebracht.

Wohnten die ersten Gastarbeiter noch in einfachen Bungalows bezogen sie später ganze Siedlungen. Doch von Integration keine Spur. Die Italiener, Griechen waren unter sich, schön getrennt von den Deutschen. Eine vorsichtige Annäherung fand erst später statt, in den Restaurants der Italiener, Griechen und den Gemüseläden der Türken. Doch zusammen fand man nie, waren doch die kulturellen, traditionellen und religiösen Unterschiede zu groß. Brachten doch die Gastarbeiter nicht nur ihre Familien mit nach Deutschland sondern auch ihre Bräuche und Traditionen, z.b. vom Ramadan und Fastenzeiten. War es für die Migranten ein Stück Heimat, vertraute Rituale und Tradition, war es für viele Deutsche befremdlich. Kaum einer konnte mit den seltsam anmutenden Kulturen etwas anfangen. Hatten sich doch viele Deutsche nach dem Krieg und den Zeiten des Wirtschaftswunders wieder eingerichtet und zu etwas Wohlstand gebracht und dem Brauchtum wieder entdeckt. Die Deutschen waren wieder wer, in Europa und in der Welt. Doch das zusammen finden, gestaltete sich schwierig. Viele Gastarbeiter die sich eingelebt und mit ihren Möglichkeiten integriert hatten, stießen bei der breiten Bevölkerung immer wieder auf Ablehnung. Hatten sie doch halbwegs Deutsch gelernt und sich an die Gegebenheiten angepasst, so gut es halt ging. Sie arbeiteten, meist weit unter dem Lohn den ein deutscher Arbeiter bekam und sie zahlten Steuern. Ihre Kinder besuchen deutsche Schulen haben deutsche Freunde.

Doch seit dem die Kinder der Gastarbeiter in deutsche Schulen gingen, ignorierte das deutsche Schulsystem ihre Herkunft ihre kulturellen Hintergrund. Das sie es aufgrund von Zweisprachigkeit, mit deutsch als Fremdsprache es schwerer als ihre gleichaltrigen deutschen Mitschüler hatten, nahm man erst Jahrzehnte später war. Bis heute lässt sich in Bildungsstudien den Bildungsunterschied zwischen deutschen und Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund messen. So kommt es das jeder siebte türkische Migrant über eine Hochschulreife verfügt, und jeder Dritte ist ohne jeden jeglichen Schulabschluss. 28 Prozent der türkischen Jugendlichen sind arbeitslos. Könnten sie in ihrer Heimatsprache das Abitur schaffen, reicht es in Deutschland gerade mal zum erweiterten Hauptschulabschluss, wenn überhaupt. Sie sind nicht weniger intelligent als andere sie haben es nur schwerer, der genetische Vergleich von Sarrazin, stößt genau in diese Wunde des Bildungssystems.

Auch bei der Frage der Lehrstellen für die Migratenkinder erleben sie Nachteile, für viele bleibt eine normale Berufliche Laufbahn, Lehrstelle, Job, nur ein Traum. Ihre einzige Chance ist es in den Läden und Firmen ihrer Landsleute ein zu steigen. Viele deutsche Firmen stellen bis heute immer noch bevorzugt deutsche Jugendliche ein. Müssten Unternehmer wählen zwischen ein deutschem Jugendlichen mit schlechten Schulabschluss und einem Migranten mit guten würden viele lieber den deutschen mit schlechten Abschluss einstellen. Bis heute müssen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund im Zustand der Perspektivlosigkeit leben. So wird in dem letzten Jahr der Hauptschule weniger nach klassischem Lehrplan unterrichtet, sondern dem Umgang mit Hartz4, als Vorbereitung der Arbeitslosigkeit


Doch welche Verantwortung haben die Eltern?


Mussten die Einwanderer und Gastarbeiter sich meist alles hart erkämpfen, von der ersten Wohnung in Häusern in denen nie eine Deutsche Familie eingezogen wäre, bis hin zu annähernd gleichen Lohn. Hilfe bekamen sie selten. Sie waren weitestgehend auf sich allein gestellt. Das Thema Integration gibt es in der Politik erst seit Anfang der neunziger Jahre, vorher wusste man zwar von ihnen, kannte aber nicht ihre Probleme. Kurse für Einwanderer und Migranten in denen sie Deutsch und einiges über ihre neue Heimat Deutschland lernen, gibt es erst seit wenigen Jahren.

In den Siedlungen, in denen die ersten Generationen von Gastarbeitern einzogen, wohnen viele noch heute. Doch die meisten leben heute in Trabanten-ähnlichen Stadtteile, die als moderner Wohnraum der siebziger Jahre galten, in den viele Deutsche schon Anfang der achtziger und neunziger Jahre auszogen. Heute sind es Siedlung in dem fast nur noch Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund leben, soziale Siedlungen. Doch sind es Gebiete in denen Menschen mit sehr niedrigen Einkommen leben, wo jeder zweite Harz4 oder Sozialhilfe bezieht.

Hohe Arbeitslosigkeit prägt heute das Leben vieler Migranten. Den einzigen Halt bildet die Kultur ihrer Vorfahren und Tradition die einst ihre Väter nach Deutschland mitbrachten. Fast alle Jugendliche mit Migrationshintergrund die zwar in Deutschland geboren wurden, sprechen noch die Sprache ihrer Eltern, also Türkisch, Griechisch u.a. Ihre eigentlichen „Heimatländer“ kennen viele nur von Bildern, Erzählungen ihrer Eltern oder vom Urlaub.


Festhalten an Traditionen


Die Kultur und Traditionen sind für jede Gesellschaft und Bevölkerungsgruppe elementare Grundlagen. Aus diesen werden Werte und Normen abgeleitet und bewahrt und gestaltet so die Identität einer Bevölkerungsgruppe. Da machen auch die ehemaligen Gastarbeiter und Migranten keine Ausnahme. Tradition ist gerade für Türkische und Muslimische Einwanderer besonders wichtig, gerade in der neuen Heimat wo doch vieles Fremd scheint. Geht es doch in Deutschland besonders liberal und offen zu. Gerade bei Themen wie etwa Beziehung zwischen unverheirateten Paaren, den Konsum von Alkohol, Drogen, Partys oder der Straßenbekleidung. Daran können sich gerade die Muslimisch geprägten Familienoberhäupter nur schwer gewöhnen. Sind sie doch in einem völlig anderen Wertesystem aufgewachsen. In einem in dem die Frau Kopftuch trägt, nicht arbeitet sondern zu Hause bleibt und die Kinder erzieht. Auch die Rolle der Tochter ist klar vorbestimmt, da scheinen Jungs, Partys und Handy kein Platz zu finden. Mit soviel Freizügigkeit scheinen viele überfordert. Das Festhalten an alten Traditionen wie etwa, das die Familie für die Tochter den Mann aussucht, sind noch weit verbreitet. Allzu oft kommt es dabei zu Konflikten, die zum Glück selten in Ehrenmorden enden. Doch das Festhalten an Kultur und Traditionen, beginnt schon im Kleinen, bei der Sprache. Für jeden von uns ist das erlernen von einer neuen Sprache schwierig und mühselig, erst recht für Migranten die dauerhaft in Deutschland leben wollen. So wird allzu oft zu Hause in der gewohnten Landessprache gesprochen. Da helfen die Integrationskurse nur wenig, die Abbrecher Quote ist hoch. So könnte man folglich daraus schließen das viele Einwanderer und Migranten Integrations unwillig sind. Für viele stellt sich da die Frage; festhalten an alten Traditionen oder anfreunden mit den liberalen Wertesystem Deutschlands.

Doch die Mehrheit der Migranten will sich integrieren und sind durchaus bemüht Kurse für Deutsch zu besuchen .Doch nicht alle die wollen können auch, denn Integrationskurse stehen stehen nur den zu, die einen Rechtsanspruch darauf haben. Bereits jetzt stehen bundesweit 20.000 Migranten auf Wartelisten für einen Integrationskurs. Für sie heißt es warten.


Was ist deutsch?


Wenn wir über Integration sprechen, müssen wir zwangsläufig auch darüber sprechen, was deutsch ist, wie wir uns als Deutsche definieren. Ist deutsch das man 111,6 Liter Bier pro Jahr trinkt oder mindestens zweimal pro Jahr Urlaub macht? Oder das der Deutsche mehr Geld für sein Auto ausgibt als für Lebensmittel? Deutschland setzt sich aus einer Vielzahl von Traditionen und Bräuchen zusammen, von Bayrischen Weißwurst und Oktoberfest bis hin zum Karneval im Rheinland. Deutsche Tugenden wie etwa Fleiß, Pünktlichkeit, sind nicht zwangsläufig alleinig deutsche Fähigkeiten. Wie gut soll sich nun der Migrant anpassen? Für viele Deutsche wäre es beängstigend wenn tausende Deutsch-Türken zum Oktoberfest nach München fahren würden. Ein Schwarzafrikaner in traditionell Bayrischer Tracht scheint für viele ebenso befremdlich.



Wie weit soll Integration also gehen?


Das man die jeweilige Landessprache seines neuen Heimatlandes spricht oder versucht zu erlernen sollte für allen selbstverständlich sein. Denn wenn man gutes Deutsch kann ist die Kommunikation wesentlich einfacher. Wenn wir aber von Integration sprechen, sollte das nie bedeuten, dass wir verlangen, dass die Einwanderer ihre Kultur und Traditionen völlig aufgeben. Das tun Deutsche, die dauerhaft im Ausland wohnen, auch nicht. So etwa auf Mallorca, da gibt es deutsche Restaurants, deutsche Ärzte, deutsche Zeitungen und andere Deutsche Einrichtungen. Warum verlangen wir dann von Migranten weniger Engagement in für ihres gleichen in Deutschland? Um sich dauerhaft zu integrieren helfen 600 Stunden Sprachunterricht und 45 Stunden Landeskunde zwar nützlich aber es kann nur ein Anfang sein.

Integration muss als ein Prozess verstanden werden, in dem es darum geht, sich in ein neues Land einzufügen. Deren Kultur und Bräuche kennen zu lernen. Andersherum bedeutet das auch, dass wir uns mit den neuen Kulturen auseinander setzen müssen, sie kennen lernen. Statt darüber zu reden, wie weit sich andere an uns an zu passen haben, sollten wir sie besser kennen lernen, uns mit ihren Traditionen vertraut machen. Dafür müssen beide Seiten auf einander zu gehen, Deutsche ebenso wie Migranten. Solch ein Annäherungsprozess kann nicht von heute auf Morgen geschehen, auch nicht in einer Legislaturperiode. Das braucht Zeit, viel Zeit, es wird wohl über mehrere Generationen dauern. Es wird beide Seiten viel Kraft, Ausdauer und Toleranz abverlangen.

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