23. August 2013
Ein Guter Deutscher
Du bist ein guter Deutscher
Ich ,will ein guten Job.
Ich, will viel Geld verdienen
Ich, will Anerkennung, für das was ich mache.
Ich ,will Gesund bleiben.
Ich, will das meine Kinder die beste Bildung bekommen.
Ich, will zwei mal im Jahr in den Urlaub fahren.
Ich, will ein großes Auto
Ich, will ein großes Haus.
Ich, will viel Rente bekommen.
Ich, will Gesundheit.
Ich ,will immer das neuste Handy.
Ich, will das mein Verein deutscher Meister wird.
Ich, will das ein Deutscher Formel eins Weltmeister wird.
Ich, will keine Muslime.
Ich, will keine Asylbewerberheime in meine Nähe.
Ich ,will keine Überfremdung.
Ich, will keine Ausländer
Ja ,du bist ein guter Deutscher?
6. April 2012
Es muß doch möglich sein das es gesagt werden kann
Es muß doch möglich sein das es gesagt werden kann
Ein Debattenbeitrag
Das Gedicht von Günter Grass „Was gesagt werden muss“ ist wahrlich kein literarisches Glanzstück deutscher Literatur. Etwas wirr und konfus geschrieben, es erschließt sich einen nicht auf den ersten Blick.
Wenn Grass in seinem Gedicht von einem Szenario spricht, welches das Ende des iranischen Volkes und das Recht auf den Erstschlag geht, dann so scheint es, überspitzt er. Er schreibt von der Vermutung, Israels das Iran eine Atombombe hat, oder deren Vermutung Iran könne an einer solchen bauen. Doch er spricht auch von der Nuklearbewaffnung von Israel, das keinerlei Kontrolle unterliegt. Trifft es nicht zu, das ein Präventionskrieg den Weltfrieden gefährdet? Doch genau da ist der Kern, um den es Grass in seinem Gedicht geht. Wenn er schreibt:
„ Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft, die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will, zuzumuten. „
Der Kern, in dem es Grass geht besteht aus zwei Gründen. Der erste, das Israel einen Krieg führen will auf der Basis von Vermutungen. Man vermutet, dass die Mullahs eine Atombombe bauen, man vermutet das sie eine haben. Aber bis heute hat weder Israel noch die USA oder die IAEO, die Internationale Atomenergie Behörde Beweise vorlegen können das der Iran die Vermutungen erfüllt. Schon zweimal in jüngster Vergangenheit mussten wir miterleben was passiert, wenn man auf der Basis von Vermutung einen Krieg anzettelt. Im Nachhinein gab es keinerlei Beweise das der Irak Massenvernichtungswaffen besaß. Was, so müssen wir uns fragen passiert, wenn wir wieder zusehen müssen, wie ein Land einen Krieg führen will dessen Grund auf Vermutungen basiert?
Die zentrale Frage für den Fall der Fälle ist, dürfen wir Deutschen dann dagegen demonstrieren? Darf die Friedensbewegung die gerne in der Vergangenheit bei Friedensdemonstrationen die Israelische Flagge schwenkten auf die Straße gehen um gegen den Krieg, den Israel führen könnte demonstrieren? Was macht dann die deutsche Linke,die gegen jeden der nur vorsichtige Kritik an Israel anstimmt, einen Antisemit nennt? Was machen wir also, wenn Israel gegen den Iran Krieg führt? Das, so scheint es, könnte die Gretchenfrage der Deutschen im 21. Jahrhundert werden.
Auch darauf geht Grass ein, wenn er schreibt:
„Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird; das Verdikt „Antisemitismus“ ist geläufig. „
Genau darum geht es. Der Grund, sich schon fast in besinnungslose Loyalität, die in höriger Unterwürfigkeit und die Unfähigkeit Kritik zu üben sich entfaltet. Niemand, weder Ich noch Grass stellen das Existenzrecht Israels infrage. Ja, Deutschland hat eine besondere Verantwortung, gegenüber den Juden und gegenüber Israels. Ja, wir müssen die Mahnung der Geschichte, die fast in der Vernichtung der Juden endete wach halten und ewig mahnen. Doch bedeutet das nicht, das wir für alle Zeit keinerlei Kritik üben zu dürfen, ohne von Möchtegern und christlichen psydo- Beschützern Israel mit antisemitischen Vorwürfen zugeschüttet zu werden.
Sind es nicht gerade diese Leute aus dem Linken, Grünen und christlichen Spektrum, die sich „Freunde Israels“ nennen?
Dürfen und sollten sich nicht gerade Freunde gegenseitig ermahnen und auch kritisieren? Doch, in diesem Fall weit gefehlt.
Klar Kritik zum Thema Atomwaffen, Siedlungsbau, Konflikt mit den Palästinensern, nicht ein Wort und wenn nur sehr spärlich unter vorgehaltener Hand. Ist nicht langsam zeit das Wir Deutsche uns von dem Lasten und dem selbst auserlegten Joch emanzipieren. Gerade weil wir Freunde Israels sind, weil wir unserer Verantwortung und dem unangefochtenen Existenzrecht Israel, müssen und sollen wir sie kritisieren und mahnen.
Vielleicht geht es Grass genau darum, eine Debatte über die Notwendigkeit der Kritik im Kontext der Notwendigkeit der geschichtlichen Achtung. Auch wenn Grass Gedicht in weiten Teilen verwirrend ist, sollten wir uns der Frage ob und wie wir auch an Israel Kritik üben dürfen, nicht verschließen.
12. Januar 2012
Sachsen Fassung von Vor dem Tor
Vor dem Tor Johann Wolfgang von Goethe kennt jeder.
Hier meine Sachsen Fassung
Vom Demokratie befreit sind Strom und Bäche
Durch des Rechten holden, beleben Blick,
Im Tale bräunt Hoffnungsglück;
Die alte Freiheit, in seiner schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtig Schauer körnigen Eises
In Streifen über die brauner Flur.
Aber die Sonne duldet kein Buntes,
Überall regt sich Hass und Gewalt,
Alles will sich mit brauen Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt den dummen Mensch dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Freiheit zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein braunes Gewimmel hervor.
Jeder bräunt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Führer Herren,
Denn sie sind selber Auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der trostlosen leeren Nacht
Siehe nur, sieh! wie braun behend sich die Menge
Die Freiheit und Toleranz zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen dummen Narren bewegt,
Und, bis zum Sinken überlanden,
Entfernt sich der letzte Freiheits- Kahn.
Selbst von denen tiefsten tiefen Pfaden
Blicken uns in brauen Kleider an.
Ich höre schon des Dorfes Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Braun zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier in Sachsen Hier bin ich Mensch hier darf ich sein.
30. August 2011
Brief an mein Land Teil 2
Brief an mein Land Teil 2
Mein liebes Land ich muss dir mal wieder schreiben, so vieles brennt mir auf dem Herzen. So viel bewegt mich, das ich es nicht für mich behalten kann.
Mein liebes Land in wenigen Wochen feiern wir wieder den Tag der deutschen Wiedervereinigung. Zum 21. Mal jährt sich dieser Tag. Noch immer, meine liebes Land bewundere ich den Mut dieser Menschen. War es auch der Mut der verzweifelten, der Mut derer die nicht mehr in einem System leben wollten, welches sie immer zu einengte, eines, welches sie bevormundet und zugleich massiv unterdrückt. Die Menschen in der DDR standen auf, gegen einen Unrechtsstaat. Der mehr Energie darauf verwendete, um seine Bürger zu überwachen, anstatt sie ausreichend zu versorgen. Welchen Aufwand man nur betrieb, um mögliche „Feinde“ des Staats zu erkennen. Mit der Zeit wuchs eine ganze Behörde, deren einziges Ziel es war, das eigene Volk zu beobachten. Hunderttausende liesen sich als „innoffizielle“ einspannen, um dieser Behörde Untertan zu sein. Jedes Telefonat wurde überwacht und ausgewertet. Wer kritisch auffiel, wurde registriert und wenn nötig verhaftet und weggesperrt.
Heute, mein liebes Land leben wir im Jahr 21 nach dem Ende der DDR. Vieles hat sich verändert, vieles zum guten gewand. Haben wir doch scheinbar die Freiheit, die sich so viele auf den Straßen demonstrierend wünschten. Freiheit haben wir zuhauf, mein liebes Land. Keiner mehr der uns reglementiert, keiner der uns weggesperrt nur, weil wir kritisch denken. Doch gibt es Entwicklung mein liebes Land, das bereitet mir große Sorgen. So wie einst die untergegangene DDR mit viel Eifer und viel Aufwand die Menschen zu überwachen, so scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Wieder investiert man viel Energie darauf ein umfassendes Überwachungssystem zu erstellen. Stell dir vor mein liebes Land, da wollen Tausende Nazis demonstrieren. Jene, die diesen Staat am liebsten vernichten und den Nationalsozialismus wieder einführen wollen, um ein autoritären Terror Staat zu etablieren. Das diese Kräfte demonstrieren dürfen ist zwar schlimm doch gehört es zur Demokratie dazu, das müssen wir aushalten. Doch geht es mir nicht um diese Kräfte, mir geht es darum das scheinbar die Vertreter dieses Landes und dieses Staates mehr Kraft aufwenden, um sich gegen die zu stellen, die gegen diese Nazis sind.
Ein liebes Land ich bin verwirrt, wie kann das sein? Das man im Umgang mit den Nazis unterschiedlicher Auffassung sein kann, gut, aber das man genau die bekämpft, die sich gegen rechts stellen? Sind nicht ferner die Rechten die Feinde dieses Landes? Wollen sie nicht dieses System vernichten? Warum, mein liebes Land wenden dann Vertreter dieses Landes mehr Kraft auf um die „Linken“ zu kriminalisieren, statt die wahren Feinde zu bekämpfen? Ich weiß es nicht. Doch was ich sehe, lässt mich in meinen Grundfesten erschüttern. In den letzten Jahren hat man bei Aufmärschen der Rechten Zehntausende von Mobilfunkdaten erfasst. Nicht etwa nur von den Rechten, nein, von den die dagegen demonstrierten. Von den, die sich für Freiheit, für Demokratie und Welt Offenheit aussprechen. Und mit welchen Aufwand man das betrieb. Dieses Überwachungsmaßnahmen zeigen der Polizei, Wer, Wann, Wo, mit Wem telefonierte oder anderweitig Kommunizierte. Wo und wie lang sich jemand in einem Gebiet aufhielt, stellten sie fest. Man könne so die, die für die Ausschreitung die es dieses Jahr gab, finden. Ich bin auch gegen jegliche Gewalt. Gewalt löst kein Problem. Ausschreitung helfen nicht um diese Nazis zu verjagen. Aber rechtfertigt dies solchen Aufwand? Wo fängt das massenhafte Speichern von Mobilfunkdaten an, wo hört es auf? Waren es nicht gerade in der Wendezeit Pfarrer die den Menschen Mut gaben, sich zu äußern, waren sie es nicht, die den, den unzufriedenen Raum gaben sich frei zu äußern? So wie einst Pfarrer als Staatsfeinde betrachtet wurden, scheint es heute wieder zu sein. Oder warum, wurde die Wohnung eines Pfarrers aus Jena durchsucht, sein Fahrzeug beschlagnahmt? Er, der schon in der Wendezeit sich für friedlichen Protest starkmachte. Gilt er nach den Demonstrationen gegen Rechts im Februar wieder als Staatsfeind?
Mein liebes Land, sind vor 21 Jahren die Menschen der DDR nicht gerade deswegen mit auf die Straße gegangen? Gegen eine all umfassende Überwachung und Kriminalisierung durch den Staat, der nicht den Grundsatz der Unschuldsvermutung gelten lässt sondern, erst einmal ein Generalverdacht ausspricht, der dann vom Betroffenen widerlegt werden muss. So komme ich mir auch heute vor. Ich bin verdächtig, weil ich meine Grundrechte der Meinungsäußerung wahrnehme. Ich bin verdächtig, weil ich mir das Recht nehme, gegen diese Rechten zu demonstrieren. Werden wieder Akten angefertigt mit Bewegungsprofilen, was ich wann, wo und wie tat?
Mein liebes Land, das hatten wir doch schon. Warum nur lernt der Mensch nicht aus der Geschichte. Verstehen deine Vertreter nicht das gerade ein eingeengter Mensch zu Revolution und Aufständen neigt?
13. März 2011
Das Land der Lügner?
Das Land der Lügner?
(von Thomas Salomo)
Was ist erstaunlicher? Dass ein Minister und beliebter Politiker seine Doktorarbeit manipulierte oder dass es scheinbar nur wenige stört, dass er so offen betrogen hat?
Als es erste Hinweise auf die manipulierte Arbeit gab, zeigte sich der Minister souverän und lies die Vorwürfe abprallen. Erst Tage später gab er zu, möglicherweise in einigen Teilen der Arbeit „Fußnoten“ vergessen zu haben. Am Anfang des Skandals tat er es ab als Lappalie. War oder ist er doch Deutschlands beliebtester Politiker. Wie kaum ein anderer kann er Glaubwürdigkeit und Vertrauen so auf sich vereinen wie Guttenberg. Was anderen an Charisma fehlte, hatte er genug. Man hätte ihm alles geglaubt, was er sagte. Glaubwürdig sein ist nicht nur sein politisches Ziel, sondern auch sein Aushängeschild. Als dann heraus kam, dass er seine Arbeit im größeren Umfang manipulierte, tat das seiner Popularität keinen Abbruch. Bis zuletzt versuchten nicht nur Parteifreunde ihn vom Rücktritt abzuhalten. Im Internet gab es tausende Menschen, die sich ebenfalls gegen den Rücktritt und seine Wiederkehr einsetzten. Bei dem sozialen Netzwerk Facebook war die Zahl der Guttenberg Befürworter weitaus größer als die Zahl der Gegner.
Welches Bild haben wir von Politikern? Haben sie eine Vorbildfunktion für uns? Mit Politikern und Ministern verbinden wir immer Ansehen. „Der da“, der muss doch was besonderes sein, zumindest muss er doch Fähigkeiten haben, die ihn dazu befähigen, Politiker oder Minister zu sein. Glaubwürdigkeit spielt da eine zentrale Rolle. Wer am Besten sein Können präsentieren kann, wer am deutlichsten zeigt, dass „Er“ was verändern kann, dem wird eine solche Rolle zu erkannt. In diesem System spielen Ausbildung und Studium nur eine sekundäre Rolle, wichtiger sind das Auftreten und die Glaubwürdigkeit. Ein weiterer nicht unwesentlicher Aspekt ist die Ehrlichkeit. Der Politiker im allgemeinen, so das Idealbild sollte sein Tun allein für die Gesellschaft ausrichten, nicht alleinig für sich. Ehrlichkeit bekommt da eine zentrale Rolle. Das was er sagt, ehrlich erscheinen zu lassen. Menschlich gesehen macht das Zugeben von Fehlern einen Menschen sympathischer und lässt sein Ansehen steigen. In der Politik gilt das Einräumen von Fehlern als Schwäche und bewirkt einen Popularitätsverlust. Es sei denn, damit könnte man von Schwächen der eigenen Politik ablenken.
Im Wissen, dass niemand perfekt ist, dass jeder Fehler macht, projektieren wir Bürger all die guten Eigenschaften, an denen es uns oft mangelt, in Politiker. Sie müssen 100% ehrlich und glaubwürdig sein. Schließlich wollen wir unserer „Führungsfigur“ vertrauen können. Dieser bürgerliche Anspruch hat in den letzten Jahrzehnten besonderes gelitten. All zu oft wurde unsere politische Landschaft von Skandalen erschüttert, die oft mit mangelnder Glaubwürdigkeit und Vertrauen einher gingen. Vielleicht ist das der Grund für die Popularität von zu Guttenberg. Möglicherweise setzt ein Paradigmenwechsel ein. War dem Bürger vorher Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit am Wichtigsten, sind diese nun nur noch zweitrangig. Kommt es nun, wie am Beispiel von zu Guttenberg mehr auf „Glamour“ und Sympathie, mehr auf ein attraktives Aussehen an als an Ehrlichkeit und Co. Durch unzählige Skandale in den letzten Jahrzehnten spielen diese zwar immer noch eine wichtige Rolle, nur sind diese Attribute nicht mehr am Wichtigsten.
Wenn den Menschen nun klar ist, dass ihre übersteigerte Projektion von Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit nicht erfüllt wurde und die Erkenntnis, dass jeder, egal ob Politiker oder einfacher Bürger, zu Unehrlichkeit neigt, dann könnte diese umso mehr ein Indiz sein, warum zu Guttenberg mehr an seinen „Glamour“ Sympathien erzielte.
Was diese Theorie untersetzen könnte ist der Umstand, dass nach dem Rücktritt von zu Guttenberg dessen Popularität scheinbar ungebrochen ist. Für viele ist der Grund des Rücktrittes und dessen Zustandekommen kein Grund für solch einen Schritt. „Nur weil er bei seiner Doktorarbeit Fehler gemacht hat, ist das kein Grund für ein Rücktritt.“ So oder so ähnlich scheint die überwiegende Meinung zu sein.
Ein weiterer Grund, warum die offensichtliche Unehrlichkeit von zu Guttenberg seiner Beliebtheit keine Abbruch tut, ist der Umgang der Gesellschaft mit Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit.
Eine scheinbare „Volksweisheit“ besagt:“ Der Ehrliche ist immer der Dumme. Wer immer nur ehrlich ist, bringt’s nicht weit“. So verwundert es nicht, dass Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit im Allgemeinen nicht als schlimm empfunden wird. Das wären Dinge, für die man sich nicht schämen muss. Kavaliersdelikt nennt das der Volksmund. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es zum guten Ton gehört, bei der Steuer oder Fahrtkostenabrechnung es nicht so genau zu nehmen. Vielleicht ist das der Grund, warum es in der Bevölkerung kein Aufschrei gab, nachdem die Plagiatsvorwürfe auftauchten. „Er ist halt einer von uns“ hörte man vorher oft.
Doch welches Signal setzte der Skandal?
In der Plagiatsaffäre geht es nicht um vergessene Fußnoten oder „copy and paste“. Es geht um die grundsätzliche Frag,; wie groß ist die Vorbildfunktion von in der Gesellschaft stehenden Personen. Auch geht es um die Frage, welchen Stellenwert haben Ehrlichkeit und Glaubwürdig in unserer Gesellschaft.
Das Signal, welches durch die Guttenberg-Affäre gesendet wird, ist fatal. Wenn selbst in der Öffentlichkeit stehende Personen oder Politiker es mit der Ehrlichkeit nicht so ernst nehmen, warum sollten es dann die Bürger tun? Zukünftig könnte es heißen:“ Der Guttenberg hat es doch auch getan!“ Die Hemmschwelle zur Lüge könnte weiter sinken. Denn wenn der das so macht, kann ich das doch auch. „Du sollst nicht Lügen“ verkommt dann zu einer blauäugigen moralischen Floskel.
14. Januar 2011
Frau Hilflos von der CSU
Frau Hilflos von der CSU
(Ein Kommentar von Thomas Salomo)
Der erneute Lebensmittelskandal um die dioxinverseuchten Eier wird für die Verbraucher und Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner zum Prüfstein und zum Zeugnis des versagenden Föderalismus. Der Stein des Anstoßes ist in die Futtermittelproduktion gelangtes, mit Dioxin verseuchtes Fett. Ein Futtermittelproduzent aus Niedersachsen hatte über einen längeren Zeitraum dieses in Futtermittel beigemischt und an Landwirte verkauft. Waren Anfangs nur Geflügelproduzenten betroffen sind es nun auch Schweinemastbetriebe. Doch was das Unternehmen veranlasst hatte, das zu tun, bleibt zwar spekulativ doch ein Aspekt könnte maximierte Gewinnerzielung gewesen sein.
Die Hersteller müssen immer höhere Rohstoffpreise akzeptieren. Dazu kommt noch ein globaler Konkurrenzkampf um Rohstoffe. Da bleibt nur wenig Platz für Gewinne. Schon seit Jahren beklagen sich Bauern, dass die Preise für Lebensmittel immer weiter sinken. Die Kunden, vor allem in Deutschland, wollen immer billigerere Lebensmittel. Dass Qualität, auch bei Lebensmitteln, seinen Preis haben muss, ist zwar vielen bewusst, doch bei Lebensmitteln scheint dieses Gesetz in Deutschland außer Kraft gesetzt. Gespart wird zuerst beim Essen. Nur wenige wollen mehr für ihre Lebensmittel ausgeben. Nur wenige sind bereit Bioprodukte zu fairen Preisen zu kaufen. Die breite Masse will weiter billig kaufen. Dem entgegen stehen die Erzeugerbetriebe, die immer mehr für Rohstoffe ausgeben müssen aber immer weniger für das Erwirtschaftete bekommen. Dass Unternehmen in Erscheinung treten, die mit schon fast krimineller Energie unreines, mit Dioxin verseuchtes Fett der Futtermittelherstellung beimischen, verwundert da kaum. Denn Produkte die schon länger auf dem Markt sind, werden nicht mehr durch Behörden überprüft oder kontrolliert. Diese Kontrolle obliegt den Unternehmen selber. Kontrolliert werden zwar landwirtschaftliche Betriebe der Tierproduktion, aber engmaschige, flächendeckende, regelmäßige Kontrollen gibt es kaum. Auch wenn die zuständigen Behörden die Lebensmittelüberwachung loben, zeigt diese große Lücken. Der Großteil der Betriebe in der Landwirtschaft wird nur einmal im Jahr, oder seltener, kontrolliert. Manche sogar nur im Zweijahresrhythmus. Denn für mehr Kontrollen reicht das eingesetzte Personal der Behörden nicht aus. Zuständig sind Lebensmittelüberwachungsämter und Veterinärämter der Landkreise. Doch die Landkreise, die bekanntlich unter enormer Schuldenlast leiden, haben schon in den letzten Jahren damit begonnen Personal abzubauen – auch im Lebensmittel und Veterinärbereich.
Doch der neue Lebensmittelskandal ist nicht der erste, der sich mit verseuchten Lebensmitteln beschäftigt. Wie auch bei den vorherigen Skandalen werden nun die Rufe nach besseren und strengeren Kontrollen laut. So verwundert es nicht, dass die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) – wie auch ihre Vorgänger – bessere Kontrollen fordert. Doch das erst nach starker Kritik der Opposition! Aigner wollte zuerst den Dialog mit der Futtermittelwirtschaft suchen um die Sicherheit in der Futtermittelkette erhöhen. „Die Futtermittelwirtschaft müsse nicht nur aktiv zur Aufklärung der Geschehnisse beitragen, sondern konkrete Vorschläge auf den Tisch legen, wie sich solche Fälle in Zukunft vermeiden lassen“ sagte Aigner gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Das klang nicht nur hilflos sondern auch konzeptlos.
Wie hilflos Aigner agiert, zeigt sich an zwei Beispielen: Aigner sah für Verkaufs- und Einfuhrverbote wegen des Dioxinskandals keinen Anlass. Keine zwei Tage später verboten China und Russland Einfuhren aus Deutschland. Händler warnten davor, dass andere Länder nachziehen könnten. Erst jetzt wollte die Ministerin ein Maßnahmenpaket entwickeln. Voller Stolz stellte die Ministerin dieses dann auch schon zwei Tage später vor.
Das Maßnahmenpaket umfasst einen Zehn-Punkte-Plan. Nach Vorstellung Aigners soll genau vorgeschrieben werden, was in das Futtermittel gelangen soll. Sie will auch schärfere Melde- und Kontrollpflichten für Futtermittel- und Tiermastbetriebe einführen. Diese sollen häufiger und vor allem regelmäßig kontrolliert werden. Diese Maßnahmen stehen im großen Gegensatz zu Aigners Aussagen von vor einer Woche. Da hielt sie die vorhanden Kontrollen als gut und ausreichend. Die Bundesregierung setze sich für strengere Regeln auf EU-Ebene in Form einer sogenannten Positivliste für Futtermittel ein. Die EU solle regeln, was im Futtermittel drin sein darf und was nicht.
Das von Bundesagrarministerin Aigner vorgestellte Maßnahmenpaket klingt sicher gut. Aber es soll vor allem zeigen, dass die Ministerin weiß, wo der Ausgang dieser Miesere ist. Sie wollte dem Vorwurf der Hilflosigkeit entgegen treten.
Doch dieser Zehn-Punkte-Plan verdeutlicht auch nur all zu gut die Hilflosigkeit der CSU Ministerin. Denn strengere und vor allem häufigere Kontrollen für die Futtermittelproduzenten kann sie kaum durchsetzten. Für die Kontrollen der Betriebe sind die Landkreise und Bundesländer zuständig. denen es bekanntlich an Geld und Personal fehlt. Aigner kann darauf keinen Einfluss nehmen.
Auch die neuen Vorschriften für Futtermittelproduzenten, die Positivliste, verschiebt Aigner gekonnt an die EU. Denn Aigner weiß nur zu gut, wie stark die Lobby der Bauern und Nahrungsmittelindustrie ist. Wenn das Thema Positivliste für Futtermittel auf EU-Ebene untergeht, ist es nicht mehr Aigners Problem.
Dass nun auch die Betriebe ihre eigenen Laboranalysen veröffentlichen und den Behörden zugänglich machen sollen, ist ein Affront. Weil die Landkreise kein Geld dafür haben, sollen sich die Betriebe sich selbst kontrollieren. Das ist eher ein Verzweiflungsakt. Ein besserer Schutz für Verbraucher sieht anders aus.
21. Oktober 2010
Ein Brief an mein Land
Ein Brief an mein Land
(von Thomas Salomo)
Mein liebes Land, ich weiß, es ist schon ungewöhnlich dir zu schreiben, doch die Ereignisse machen es notwendig. Ich mache mir Sorgen um dich. Die Geschehnisse dieser Wochen bereiten mir stetig Sorgen. Mein liebes Land, ich weiß es ist verpönt zu sagen, ich liebe dich. Ich mag deine Vielfältigkeit die du mir bietest. Dein Kontrast von Meer im Norden, den Feldern und Wäldern und den Bergen im Süden. Von der See bis zum von Rheinland bis nach Baden, vom Saarland bis nach Sachsen das mag ich so bei dir. Du bist so vielseitig, kaum ein Landstrich gleicht dem anderen. So berauschend deine Höhen und Tiefen sind, so inspirierend deine Weiten. Die Menschen die bei dir leben, sind sie doch voller Tugend, sie halten viel von Ehrlichkeit, Pünktlichkeit. Du geniest bei vielen einen guten Ruf, man schätzt deine Traditionen, egal ob Oktoberfest oder Karneval, Martinsumzüge, oder Schützenfeste. Ich weiß manchmal reduziert man dich auf diese Traditionen.
Ja, ich mag die Menschen die hier leben. Gut, manchmal sind sie etwas schwierig und kompliziert. Ihre Eigenarten sind so verschieden wie deine Landschaften. Von kühl, distanziert bis warm, herzlich und gastfreundlich. Strebsam sollen sie seien, die Menschen in deinem Land, berühmt für ihr Wissen und ihre Schaffenskraft.
Du genießt einen guten Ruf in der Welt. Hast du doch gezeigt, dass zwei verschiedene Systeme einst geteilt, wieder zusammen finden können. Da wo sonst in anderen Ländern Krieg ausgebrochen, Tod und Verwüstung entstanden wären, war es bei dir friedlich. Vielleicht war es die erste friedliche Revolution die Europa sah. Ja, darauf kannst du Stolz sein, mein liebes Land. Du hast dich gewandelt wie kaum ein anderes Land. Von einer Schreckenszeit und fast totalen Zerstörung bist du wieder aufgestanden, zu einem Garant für Frieden und Stabilität.
Wenn man auf dieser Welt von Demokratie spricht, nennt man deinen Namen, du bis es, dass als Beispiel für gute Demokratie gilt. In deinen 61 Jahren hast du viel erlebt. Viele politische Wechsel hast du gesehen, doch nie bist du zu Bruch gegangen. Die Menschen vertrauten dir und den Parteien die sie führten. Was hätten sie auch anders tun sollen? Die Menschen in deinem Land sind keine Revolutionäre, keine die gern ihre Proteste auf die Straße trugen. Ja, der Deutsche demonstriert nicht gern. Wäre es sonst möglich gewesen, den Euro einzuführen, wo die Menschen doch die Mark so liebten? Wäre es möglich gewesen, dass Harz IV eingeführt wurde, wenn Millionen dagegen demonstrierten? Gut, es haben Menschen dagegen demonstriert, doch waren es keine Millionen, kein ganzes Land. Nein, die Menschen in deinem Land protestieren nicht gern. Vielleicht wollen sie insgeheim geführt werden, von einer starken Persönlichkeit an der Spitze, die ihnen zeigt wo es lang geht . Haben deine politisch Verantwortlichen es nicht dankend aufgenommen? Gewählt wollen sie werden, um dann ihre Art entsprechend die Geschicke dieses Landes lenken. Parlamentaristische Demokratie nennt man diese Form. Die Menschen werden auf das Wählen gehen reduziert, mehr sollen sie nicht tun. Sollen sich sogar raushalten aus der Politik. Das, mein liebes Land hat Jahrzehnte lang gut funktioniert. Die Menschen wählten die Politiker und diese ließen sie gewähren und machen. Sinnvolle und oft nicht so sinnvolle Projekte wurden realisiert War es doch gut für dich, mein liebes Land. Natürlich gab es gute und schlechte Entscheidungen, doch nie hat man dich nie aus den Augen gelassen, die Menschen schon. Sollten wir nicht auch mehr Mitentscheiden dürfen?
Doch nun, scheint alles irgendwie verschoben. Immer weniger Menschen gehen wählen. Die Wahlbeteiligung sank mancher Orts um fast 20%. Politikverdrossenheit nennen das die Politiker. Immer weniger scheinen sich für die Politik zu interessieren. Doch ich glaube das nicht, die Menschen Interessieren sich sehr wohl für Politik. Sie verfolgen sehr genau was passiert. Sie hielte lange still, taten so als ob sie das Geschehen ignorieren. Doch nun, entlud sich der Ärger. Gerade an einem vorzeige Projekt, welches wie kein anderes für Moderne und Innovation steht. Doch was war passiert hat man den Menschen nicht erzählt, was da geschieht? Schließlich wurde das Projekt seit über 10 Jahren geplant.
Doch die Proteste gegen Stuttgart 21 sind schon lang nicht mehr gegen das Projekt selber, es geht vielmehr um Grundsätzliches. Es steht als Sinnbild für die Unzufriedenheit der Menschen. Unzufrieden über die Art wie Regiert wird. Nein die Art wie Regiert wird ist seit 60 Jahren gleich. Vielleicht bemerken die Menschen, dass sie mehr haben können. Ich frage mich, müssen wir nicht endlich anfangen unsere Demokratieverständnis zu ändern? Weg von dem „Die machen es schon.“, hin zu „Wir wollen mit Entscheiden“. Vielleicht müssen wir lernen, uns mehr ein zubringen. Aber auch mehr eingebunden zu werden in politische Entscheidungen. Wir wollen gefragt werden, wie und welches Projekt realisiert wird. Mehr Mitbestimmung auf allen politischen Ebenen. Mein liebes Land, schaue doch mal in die Schweiz. Dort herrscht ein Höchstmaß an Mitbestimmung. Sehr oft im Jahr werden die Menschen um ihr Votum gebeten, auf allen Eben. Auf Bundesebene ebenso auf Kantonsebene. In der Schweiz gibt es solch eine Diskrepanz zwischen Politik und den Menschen nicht. Machen wir uns nichts vor, mein liebes Land, denn so wie es jetzt läuft, sehe ich schwarz für uns.
Die Menschen in unserem Land entfernen sich immer schneller, immer weiter von der Politik. Noch nie, mein liebes Land, war die Kluft zwischen Bürgern und Politik so groß wie heute. Die Menschen wenden sich ab von den zwei großen Volksparteien. Immer mehr Menschen fühlen sich nicht mehr von ihnen repräsentiert und vertreten. Das was in Berlin und in den Bundesländern passiert, wird immer mehr mit Argwohn beobachtet. Wenn wir nicht neue Wege gehen, werden die Geschehnisse uns überrollen. Mein liebes Land, ich befürchte, es dauert nicht mehr lang bis extreme politische Kräfte wieder Fußfassen. Kannst du dir Vorstellen, das es wieder eine starke extreme Rechte Partei in Deutschland gibt? Eine rechte Partei die von vielen Menschen gewählt wird, die mehrheitsfähig ist? Das wäre eine Katastrophe für uns. Noch sind NPD und Republikaner nur eine gesellschaftliche Randerscheinung. Ich befürchte, dass es nicht mehr lange dauert bis es eine neue andere Rechte Kraft gibt, die viele Menschen in ihren Bann zieht. Eine solche Vorstellung, mein liebes Land, macht mir zu tiefst Angst. Ich habe das Gefühl der Nährboden für solche Kräfte ist längst gegeben. Gerade in deinen östlichen Teil herrschen immer noch große Vorbehalte gegenüber Ausländern und Migranten. Schon jetzt ist die NPD in den Landtagen von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern vertreten.
Mein liebes Land, heißt es nicht, wir seien ein weltoffenes Land? In dem viele verschiedene Kulturen miteinander leben? Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das so ist, ob wir wirklich so offen und Tolerant sind. Wenn selbst von etablierten Politiker immer schärferen ausländerfeindliche Parolen zu hören sind. Seit über 40 Jahren leben Migranten in unserem Land. Kamen sie doch als Gastarbeiter in unser Land. Sollten sie doch ursprünglich nur unser Land aufbauen und nicht bleiben. Doch sie blieben, sie fühlten sich wohl bei uns. Sie brachten es zu Wohlstand und Vermögen. Doch machten wir es ihnen immer schwer, in unseren Köpfen trennten wir stetig zwischen den Fremden und uns, den Deutschen. Wir sagen sie wollen gar nicht, sie wollen sich nicht Integrieren, weil etwa 5% die Integrationskurse abbrechen, verurteilen wir alle. Integrationsunwillig seien sie. Harte Strafen müssten her. Heute schreit alles nach besserer Integration, doch haben wir ihn immer eine faire Chance gegeben damit sie sich integrieren konnten? Ihre Berufsabschlüsse haben wir nicht anerkannt, und wenn, haben wir sie selten gleichrangig behandelt. Ja, es sind Parallelgesellschaften entstanden. Wer will von ihnen verlangen, dass sie ihre Kultur ablegen, ihre Tradition verleugnen? Man sagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Ja, der Islam hat keine Historischen Wurzeln wie das Christentum in Deutschland. Doch ist es die Religion der Migranten, von denen heute 2 Millionen angehören.
Doch haben wir uns jemals mit den Islam ernsthaft auseinander gesetzt? Warum gibt es keinen Islamunterricht an allen Schulen? Könnten wir damit nicht die Vorurteile abbauen? Doch warum zeigen wir mit Finger auf ihnen? Haben wir nicht auch bei uns Parallelgesellschaften? Was ist mit den Plattenbaugebieten im Osten? In den der überwiegende Teil arbeitslos und von Harz IV lebt. Wo jeder fünfte sich ein Totalitäreres System mit einem starken Führer wünscht.
Doch was mich wirklich Ärgert, das immer wieder die Integration herhalten muss, um von den eigenen politischen Problemen der Parteien abzulenken. Wenn die CDU ihr konservatives Profil verspielte und nun auf Kosten der Migranten dieses wieder stärkt dann ist das mehr als verlogen. Ich weiß nicht so Recht, aber wovon Reden wir eigentlich? Wir reden über eine Gruppe von 6,73 Millionen Menschen. Denn so viele Ausländer leben in Deutschland. Insgesamt leben aber 81 Millionen Menschen in Deutschland. Das heißt wir diskutieren über eine Gruppe von 5,4%! Aber wir tun so als beträfe es fast 90% der Bevölkerung. Mancher tut so als würde eine Migrationswelle bevorstehen, als würden Morgen 100 Millionen Einwandere zu uns wollen. Dabei ist das Gegenteil der Fall, mehr Menschen mit deutschen Pass wandern aus statt ein zu wandern. Wir sind kein Migrationsland sondern ein Auswanderungsland! Wir werden weniger statt mehr.
Doch machen wir uns nichts vor, wir nehmen Bevölkerungsmäßig ab, doch die Vorbehalte gegen Fremde nehmen zu. Ich frage mich, mein liebes Land, woher kommen solche Vorbehalte gegen „Fremde“. Haben wir Angst sie könnten uns etwas wegnehmen? Ich glaube es hat mit der Frage zutun „ Wer sind wir? Was ist Deutsch? Mir fällt leider keine Antwort ein, ich weiß nicht wie wir aus diesem Dilemma heraus kommen. Ich hoffe nur, das dies ein Strohfeuer ist, dass sich das ganze wieder legt. Zeichnet uns nicht auch Besonnenheit aus?
Nun, du hast schon soviel erlebt, mein liebes Land, schon so manche schwere Zeit überstanden. Vielleicht sind meine Befürchtungen völlig umsonst oder viel zu hoch gegriffen. Vielleicht ist das hier und jetzt manchmal schöner als der Blick nach Vorn. Du, jedenfalls wirst uns tragen, wenn sogar ertragen. Denn dich wird es ja hoffentlich noch lange geben.
22. September 2010
Wie integrieren, oder wie Deutsch darf es sein
Wie integrieren, oder wie Deutsch
darf es sein?
(von Thomas Salomo)
Nicht erst seit Sarrazin’s Äußerungen kommt das Thema Integration wieder in das öffentliche Bewusstsein. Auch wenn seine Äußerungen höchst umstritten und zum Teil scharf zu verurteilen sind, zeigt es doch trotz alle dem, wie wichtig die Diskussion ist. Immer wieder flammt die Diskussion über Integration von Ausländern in Deutschland auf. Doch eine ernsthafte Kontroverse mit messbaren Ergebnissen gab es bis heute nicht. Nur punktuell wurden Themen wie Abschottung oder Integrationsverweigerer für kurze Zeit besprochen. Doch Kernfragen nach dem was Integration für Deutschland bedeutet, wurden nie gestellt.
Wenn Sarrazin über den Grad der Intelligenz, um genetische Identitäten von Migranten fragt, will er provozieren. Nur mit gewagten Provokanten, absurden oder rassistischen Äußerungen lassen sich nicht nur Diskussionen anschieben, sondern auch Bücher promoten. Das Thema welches nun wieder „Aktuell“ scheint, wurde in den letzten Jahren mehr halbherzig geführt mit dem Ziel das Thema schnell wieder zu beenden. Integration hatte schon immer Potential zur Polarisierung, zur Entfachung hitziger Debatten, bei deren Verlauf schnell vom Kern abgewichen wurde. Keiner der Beteiligten will sich dem Vorwurf gefallen lassen, zu sehr gegen Integration von Asylbewerben gewandt zu haben. Schnell könnte der Eindruck entstehen die Interessen der eigen Leute und der Wählerschaft seien wichtiger. Auch wer sich zu sehr für die Belange der Migranten annimmt, gerät in den Verdacht nicht nur besonders „Ausländer freundlich“ zu sein und die Interessen der eigenen Leute seien weniger wichtiger. Die Diskussion, so scheint es, wurde immer mit angezogener Handbremse geführt.
Einwanderer und Gastarbeiter vergessen
Nach dem zweiten Weltkrieg, Mitte der fünfziger Jahre, nach dem in Deutschland der Wirtschaftsaufschwung begann, wurden händeringend Fachkräfte, aber vor allem Arbeiter benötigt. Bestand doch enormer Arbeitskräftemangel. Der Bedarf in der Kohlezechen, war enorm. Aus eigener Kraft konnte Deutschland den Bedarf an Arbeitskräften nicht decken, waren doch die Folgen des Krieges überall noch spürbar. So wurden mit Beginn des Wirtschaftswunders erst gezielt, später massenhaft, Arbeitskräfte nach Deutschland geholt. Mit verschieden Ländern wurden Anwerbeabkommen abgeschlossen. Eigens dafür wurden in Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal, Marokko, Tunesien und Niederlassungen ein Vorläufer des Arbeitsamtes eröffnet. Die Arbeiter die Anfangs nur ein paar Wochen zum Geldverdienen nach Deutschland kamen, blieben erst Monate, dann Jahre, später holten sie ihre Familien nach und blieben. Am Anfang fanden die Gastarbeiter kaum oder keinerlei Beachtung, weder bei Regierung, Behörden Gewerkschaften. Verbände und Initiativen gründeten sich erst Jahrzehnte später. Warum hätte man sich auch um sie kümmern sollen, waren sie doch nur für kurze Zeit in Deutschland, zum arbeiten. Niemand rechnete damit oder wollte sich vorstellen, dass sie blieben, dass nach ihnen noch ihre Kinder da sein werden. Erst Ende der siebziger Jahre setzte eine Debatte über die Rückführung der Gastarbeiter ein. Hatten sie doch ihren Teil geleistet und Deutschland mit aufgebaut und gut verdient. Doch in den Jahren in denen sie in Deutschland waren, lernte der Großteil deutsch und lebte sich ein, Freundschaften entstanden, es wurde geheiratet. Viele haben sich von ihren Heimatländern auch Kulturell verändert, hatten sie es auch zu bescheidenen Wohlstand in Deutschland gebracht.
Wohnten die ersten Gastarbeiter noch in einfachen Bungalows bezogen sie später ganze Siedlungen. Doch von Integration keine Spur. Die Italiener, Griechen waren unter sich, schön getrennt von den Deutschen. Eine vorsichtige Annäherung fand erst später statt, in den Restaurants der Italiener, Griechen und den Gemüseläden der Türken. Doch zusammen fand man nie, waren doch die kulturellen, traditionellen und religiösen Unterschiede zu groß. Brachten doch die Gastarbeiter nicht nur ihre Familien mit nach Deutschland sondern auch ihre Bräuche und Traditionen, z.b. vom Ramadan und Fastenzeiten. War es für die Migranten ein Stück Heimat, vertraute Rituale und Tradition, war es für viele Deutsche befremdlich. Kaum einer konnte mit den seltsam anmutenden Kulturen etwas anfangen. Hatten sich doch viele Deutsche nach dem Krieg und den Zeiten des Wirtschaftswunders wieder eingerichtet und zu etwas Wohlstand gebracht und dem Brauchtum wieder entdeckt. Die Deutschen waren wieder wer, in Europa und in der Welt. Doch das zusammen finden, gestaltete sich schwierig. Viele Gastarbeiter die sich eingelebt und mit ihren Möglichkeiten integriert hatten, stießen bei der breiten Bevölkerung immer wieder auf Ablehnung. Hatten sie doch halbwegs Deutsch gelernt und sich an die Gegebenheiten angepasst, so gut es halt ging. Sie arbeiteten, meist weit unter dem Lohn den ein deutscher Arbeiter bekam und sie zahlten Steuern. Ihre Kinder besuchen deutsche Schulen haben deutsche Freunde.
Doch seit dem die Kinder der Gastarbeiter in deutsche Schulen gingen, ignorierte das deutsche Schulsystem ihre Herkunft ihre kulturellen Hintergrund. Das sie es aufgrund von Zweisprachigkeit, mit deutsch als Fremdsprache es schwerer als ihre gleichaltrigen deutschen Mitschüler hatten, nahm man erst Jahrzehnte später war. Bis heute lässt sich in Bildungsstudien den Bildungsunterschied zwischen deutschen und Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund messen. So kommt es das jeder siebte türkische Migrant über eine Hochschulreife verfügt, und jeder Dritte ist ohne jeden jeglichen Schulabschluss. 28 Prozent der türkischen Jugendlichen sind arbeitslos. Könnten sie in ihrer Heimatsprache das Abitur schaffen, reicht es in Deutschland gerade mal zum erweiterten Hauptschulabschluss, wenn überhaupt. Sie sind nicht weniger intelligent als andere sie haben es nur schwerer, der genetische Vergleich von Sarrazin, stößt genau in diese Wunde des Bildungssystems.
Auch bei der Frage der Lehrstellen für die Migratenkinder erleben sie Nachteile, für viele bleibt eine normale Berufliche Laufbahn, Lehrstelle, Job, nur ein Traum. Ihre einzige Chance ist es in den Läden und Firmen ihrer Landsleute ein zu steigen. Viele deutsche Firmen stellen bis heute immer noch bevorzugt deutsche Jugendliche ein. Müssten Unternehmer wählen zwischen ein deutschem Jugendlichen mit schlechten Schulabschluss und einem Migranten mit guten würden viele lieber den deutschen mit schlechten Abschluss einstellen. Bis heute müssen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund im Zustand der Perspektivlosigkeit leben. So wird in dem letzten Jahr der Hauptschule weniger nach klassischem Lehrplan unterrichtet, sondern dem Umgang mit Hartz4, als Vorbereitung der Arbeitslosigkeit
Doch welche Verantwortung haben die Eltern?
Mussten die Einwanderer und Gastarbeiter sich meist alles hart erkämpfen, von der ersten Wohnung in Häusern in denen nie eine Deutsche Familie eingezogen wäre, bis hin zu annähernd gleichen Lohn. Hilfe bekamen sie selten. Sie waren weitestgehend auf sich allein gestellt. Das Thema Integration gibt es in der Politik erst seit Anfang der neunziger Jahre, vorher wusste man zwar von ihnen, kannte aber nicht ihre Probleme. Kurse für Einwanderer und Migranten in denen sie Deutsch und einiges über ihre neue Heimat Deutschland lernen, gibt es erst seit wenigen Jahren.
In den Siedlungen, in denen die ersten Generationen von Gastarbeitern einzogen, wohnen viele noch heute. Doch die meisten leben heute in Trabanten-ähnlichen Stadtteile, die als moderner Wohnraum der siebziger Jahre galten, in den viele Deutsche schon Anfang der achtziger und neunziger Jahre auszogen. Heute sind es Siedlung in dem fast nur noch Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund leben, soziale Siedlungen. Doch sind es Gebiete in denen Menschen mit sehr niedrigen Einkommen leben, wo jeder zweite Harz4 oder Sozialhilfe bezieht.
Hohe Arbeitslosigkeit prägt heute das Leben vieler Migranten. Den einzigen Halt bildet die Kultur ihrer Vorfahren und Tradition die einst ihre Väter nach Deutschland mitbrachten. Fast alle Jugendliche mit Migrationshintergrund die zwar in Deutschland geboren wurden, sprechen noch die Sprache ihrer Eltern, also Türkisch, Griechisch u.a. Ihre eigentlichen „Heimatländer“ kennen viele nur von Bildern, Erzählungen ihrer Eltern oder vom Urlaub.
Festhalten an Traditionen
Die Kultur und Traditionen sind für jede Gesellschaft und Bevölkerungsgruppe elementare Grundlagen. Aus diesen werden Werte und Normen abgeleitet und bewahrt und gestaltet so die Identität einer Bevölkerungsgruppe. Da machen auch die ehemaligen Gastarbeiter und Migranten keine Ausnahme. Tradition ist gerade für Türkische und Muslimische Einwanderer besonders wichtig, gerade in der neuen Heimat wo doch vieles Fremd scheint. Geht es doch in Deutschland besonders liberal und offen zu. Gerade bei Themen wie etwa Beziehung zwischen unverheirateten Paaren, den Konsum von Alkohol, Drogen, Partys oder der Straßenbekleidung. Daran können sich gerade die Muslimisch geprägten Familienoberhäupter nur schwer gewöhnen. Sind sie doch in einem völlig anderen Wertesystem aufgewachsen. In einem in dem die Frau Kopftuch trägt, nicht arbeitet sondern zu Hause bleibt und die Kinder erzieht. Auch die Rolle der Tochter ist klar vorbestimmt, da scheinen Jungs, Partys und Handy kein Platz zu finden. Mit soviel Freizügigkeit scheinen viele überfordert. Das Festhalten an alten Traditionen wie etwa, das die Familie für die Tochter den Mann aussucht, sind noch weit verbreitet. Allzu oft kommt es dabei zu Konflikten, die zum Glück selten in Ehrenmorden enden. Doch das Festhalten an Kultur und Traditionen, beginnt schon im Kleinen, bei der Sprache. Für jeden von uns ist das erlernen von einer neuen Sprache schwierig und mühselig, erst recht für Migranten die dauerhaft in Deutschland leben wollen. So wird allzu oft zu Hause in der gewohnten Landessprache gesprochen. Da helfen die Integrationskurse nur wenig, die Abbrecher Quote ist hoch. So könnte man folglich daraus schließen das viele Einwanderer und Migranten Integrations unwillig sind. Für viele stellt sich da die Frage; festhalten an alten Traditionen oder anfreunden mit den liberalen Wertesystem Deutschlands.
Doch die Mehrheit der Migranten will sich integrieren und sind durchaus bemüht Kurse für Deutsch zu besuchen .Doch nicht alle die wollen können auch, denn Integrationskurse stehen stehen nur den zu, die einen Rechtsanspruch darauf haben. Bereits jetzt stehen bundesweit 20.000 Migranten auf Wartelisten für einen Integrationskurs. Für sie heißt es warten.
Was ist deutsch?
Wenn wir über Integration sprechen, müssen wir zwangsläufig auch darüber sprechen, was deutsch ist, wie wir uns als Deutsche definieren. Ist deutsch das man 111,6 Liter Bier pro Jahr trinkt oder mindestens zweimal pro Jahr Urlaub macht? Oder das der Deutsche mehr Geld für sein Auto ausgibt als für Lebensmittel? Deutschland setzt sich aus einer Vielzahl von Traditionen und Bräuchen zusammen, von Bayrischen Weißwurst und Oktoberfest bis hin zum Karneval im Rheinland. Deutsche Tugenden wie etwa Fleiß, Pünktlichkeit, sind nicht zwangsläufig alleinig deutsche Fähigkeiten. Wie gut soll sich nun der Migrant anpassen? Für viele Deutsche wäre es beängstigend wenn tausende Deutsch-Türken zum Oktoberfest nach München fahren würden. Ein Schwarzafrikaner in traditionell Bayrischer Tracht scheint für viele ebenso befremdlich.
Wie weit soll Integration also gehen?
Das man die jeweilige Landessprache seines neuen Heimatlandes spricht oder versucht zu erlernen sollte für allen selbstverständlich sein. Denn wenn man gutes Deutsch kann ist die Kommunikation wesentlich einfacher. Wenn wir aber von Integration sprechen, sollte das nie bedeuten, dass wir verlangen, dass die Einwanderer ihre Kultur und Traditionen völlig aufgeben. Das tun Deutsche, die dauerhaft im Ausland wohnen, auch nicht. So etwa auf Mallorca, da gibt es deutsche Restaurants, deutsche Ärzte, deutsche Zeitungen und andere Deutsche Einrichtungen. Warum verlangen wir dann von Migranten weniger Engagement in für ihres gleichen in Deutschland? Um sich dauerhaft zu integrieren helfen 600 Stunden Sprachunterricht und 45 Stunden Landeskunde zwar nützlich aber es kann nur ein Anfang sein.
Integration muss als ein Prozess verstanden werden, in dem es darum geht, sich in ein neues Land einzufügen. Deren Kultur und Bräuche kennen zu lernen. Andersherum bedeutet das auch, dass wir uns mit den neuen Kulturen auseinander setzen müssen, sie kennen lernen. Statt darüber zu reden, wie weit sich andere an uns an zu passen haben, sollten wir sie besser kennen lernen, uns mit ihren Traditionen vertraut machen. Dafür müssen beide Seiten auf einander zu gehen, Deutsche ebenso wie Migranten. Solch ein Annäherungsprozess kann nicht von heute auf Morgen geschehen, auch nicht in einer Legislaturperiode. Das braucht Zeit, viel Zeit, es wird wohl über mehrere Generationen dauern. Es wird beide Seiten viel Kraft, Ausdauer und Toleranz abverlangen.
2. September 2010
Digitale Transparenz und zwei Klassengesellschaft
Digitale Transparenz und zwei Klassengesellschaft
Von der völligen Transparenz und der digitale zwei Klassengesellschaft
(von Thomas Salomo)
Ohne Internet scheint heutzutage fast nichts mehr zu gehen, egal ob Onlineshopping, Bankgeschäfte, Routenplaner oder einfach nur Informationen einholen. Das Internet ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. War das Internet noch Mitte der 90’iger Jahre als Netz für Computerfreaks und Informatiker, hat es sich zum breiten Informations- und Kommunikationsnetz entwickelt. Auch das gesellschaftliche Leben hat sich auf das Internet eingestellt und umgekehrt. Egal ob Theater oder Kinovorstellung, Konzerte oder Partys, ohne Internet scheinen sie kaum mehr Beachtung zu finden. Man kann den Eindruck gewinnen, dass gerade bei jungen Leuten das gesellschaftliche Leben fast komplett ins Netz verlagert hat. Über SchülerVZ, und anderen Portalen knüpfen sie Kontakte, verabreden sich oder suchen ihren Partner fürs Leben. Mit social-network, wie Facebook oder Twitter kann man andere an seinem Leben teilhaben lassen. So sind „Freunde“, die man über diese Dienste gewonnen hat, immer informiert, wie es einem geht, was man gerade tut, oder mit wem man gerade zusammen ist. Mit der Mitgliedschaft in verschiedenen Portalen wird dem User suggeriert, je mehr Information er von sich preis gibt, je mehr „Freunde“ kann er finden oder umso beliebter ist er. Wer immer mehr Daten von sich ins Netz stellt, kann umso besser andere Menschen kennen lernen oder sie ihn. Völlige Transparenz als Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung.
Auch im Bereich der Kommunikation ist das Netz kaum mehr weg zu denken. Mit verschiedenen Programmen und Anbietern kann man kostenlos mit Partnern, Geschäftskunden oder mit wem auch immer weltweit und zu jeder Tagezeit kommunizieren. Das Internet ist nicht nur Plattform für verschiedene Selbstdarsteller geworden, die sich und ihre Welt präsentieren und andere daran teilhaben lassen. Über Videodienste, wie etwa „Youtube“ kann jeder sein selbst gedrehtes Video der letzten Geburtstagsfeier oder Party oder Eindrücke vom Urlaub ins Netz stellen und jeden daran teilhaben lassen. Doch lassen sich nicht nur angenehme und schöne Dinge präsentieren. Allzu oft dienen diese Dienste auch für „Streiche“ oder gezielte Diffamierung. So können nach einer Firmenfeier peinliche Videos hoch geladen werden, bei dem der Protagonist im betrunkenen Zustand über den Chef herzieht. Auch peinliche Zweisamkeiten mit fremden Partnern als Video könnten ins Netz gestellt werden, oder der gehörnte Ex stellt Bilder seiner Liebsten in freizügiger Pose online zur schau.
Enthalten oder mit gehen?
Noch vor kurzer Zeit konnten wir freiwillig entscheiden was wir im Netz einstellen oder veröffentlichen wollen, indem wir entscheiden konnten, was, welche Information, welches Bild von uns ins Netz gestellt wird.
Um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, sollte man sich nirgends im Internet anmelden? Es scheint zwei Möglichkeiten zu geben. Die erste; dem Internet fern bleiben, keinerlei Information von sich und seiner Umwelt ins Netz stellen, total internetabstinent leben. Also kein Facebook, kein Twitter, keinerlei Google-Dienste nutzen. Bankgeschäfte in der Bankfiliale persönlich statt am heimischen PC erledigen. Einkaufen von Kleidung und Co wieder im Laden mit realen Verkäufern statt Verkaufsassistent im Onlineshop.
Für die Generation „Social-network“ ist solch eine Überlegung völlig unvorstellbar. Mit dem Web 2.0, so die Theorie von Michael Seemann (Zeit-Online) ist die Zeit des freiwilligen Internets vorbei.
Um selbst zu entscheiden, was im Internet über einen erscheint oder verbreitet wird, muss man, so Seemann, selber aktiv sein und seine Profile ständig mit Information füttern und sich präsentieren. Konkret heißt das die Mitgliedschaft bei Sozialen Netzwerken ist nicht nur Pflicht, sondern ein absolutes Muss, um selbst zu bestimmen, was das Netz über sie aussagt. Lieber selbst bestimmt seine Sicht der Welt ins Netz stellen und sich präsentieren, statt von anderen präsentiert zu werden. So wird das Netz ein Teil ihres Lebens, wenn es das nicht schon längst ist.
Für Unternehmen lebensnotwendig
Auch Unternehmen haben schon längst diese Möglichkeit der „Kundengewinnung“ für sich entdeckt. Wurden noch vor Jahren unzählige Anzeigen in Tageszeitung und Magazinen, Radio und TV geschaltet, wird nun im Internet auf verschiedenen Portalen und Seiten je nach Klientel gezielt die Werbung platziert. Die scheinbar ungebremste Informationspreisgabe der User im Netz, nutzen Unternehmen um gezielt Angebote zu platzieren. Hat man zum Beispiel bei seinem letzten Einkauf im Internet verschiedene Produkte angesehen oder bestellt, speichert der Seitenbetreiber diese Information. So sollen bessere und gezielt platzierte Produkte dem Kunden präsentiert werden und ihm bei der Entscheidung beim Kauf helfen. Auch an den Informationen, die die User in den Social-network Portalen von sich preisgeben, haben die Unternehmen großes Interesse. So bietet Facebook Unternehmen, wie etwa den Suchmaschinen-Giganten Google an, die Profile in seinen Suchergebnissen zu listen. Für den Nutzer des Profils soll es einfacher sein, gefunden zu werden. Doch die Information, z.B. über Lieblingsseiten im Netz, Lieblingsbücher oder Lieblingsurlaubsziele, werden so von den Geschäftspartnern vom Suchmaschinenriesen genutzt, um gezielt Angebote zu generieren. Diese werden dann dem Nutzer in seinem Profil präsentiert. Eine andere Methode, um an Nutzerinformationen heran zu kommen, ist die Möglichkeit der Teilnahme an Gewinnspielen. Mit der Eingabe von Anschrift, Telefonnummer und Emailadresse kann der Kunde mit viel Glück tolle Preise gewinnen. Um an noch mehr Informationen zu gelangen, werden „kleine Umfragen“ ins Netz gestellt. Meist sind diese mit einer Gewinnabsicht gekoppelt. So wird vom User erfragt, auf welchen Seiten er im Netz unterwegs ist, wo er online gern einkauft, wie hoch sein Durchschnittseinkommen ist. so werden Surfverhalten und Kaufverhalten abgefragt. Mit solchen Informationen lassen sich regelrecht Bewegungs- und Kaufprofile erstellen, um Werbung zu generieren. Diese werden dann gezielt auf den „Lieblings- Seiten“ des Users platziert.
Wurden bislang nur Informationen über mögliche Eigenschaften und Gewohnheiten des Users gesammelt, können nun auch direkte Bewegungsprofile erstellt werden. Handynutzer mit der neuesten Generation eines Mobilfunkgerätes können mit Hilfe von Google nicht nur wissen, wo sie gerade sind, sondern auch welche Geschäfte sich in ihre Nähe befinden. Zusätzlich kann man auch die Navigationsfunktion in Anspruch nehmen, wenn man gerade in einer fremden Stadt unterwegs ist. So lassen sich Hinweise auf Museen, Galerien, Apotheken und öffentliche Verkehrsmittel abrufen, mit der Suchfunktion, wo finde ich ein bestimmtes Geschäft oder Restaurant.
Mit dieser Funktion des Gerätes lassen sich so beispielsweise auch gezielt Werbung platzieren, zum Beispiel die einer Fast-Food-Kette oder die eines skandinavischen Möbelhauses. Mit der Funktion „Freunde“ anzeigen, können sie auch sehen wo sich gerade ihre „Freunde“ aufhalten, vorausgesetzt sie benutzen auch die Google Funktion. Wenn scheinbare „Freunde“ sehen können, in welcher Stadt, in welcher Straße ich mich gerade aufhalte, so können es auch andere, nicht nur Google sehn wo ich gerade bin. An dieser Funktion könnten auch Kriminelle, Ermittlungsbehörden, oder Lebenspartner, die ein Interesse am Aufenthaltsort von ihnen haben. interessiert sein.
Gleiche Geschwindigkeit für alle
Der User, egal ob Privatperson oder Unternehmen, möchte schnell mit hoher Geschwindigkeit im Internet unterwegs sein, um so seinem Vergnügen oder Geschäften nachzugehen. Lange warten auf den Aufbau der Verbindung oder dem Download der neuen Lieblingsmusik möchte niemand. Möglicht schnell und günstig soll der Internetzugang sein.
Haben die Kommunikationsunternehmen mit deren Diensten Zugang zum Internet gestellt, bekommen bisher alle die gleiche Netzgeschwindigkeit zur Verfügung, so könnte sich das bald ändern. Die großen Kommunikationsunternehmen beklagen schon seit Jahren, sie allein würden den Ausbau des Internets bezahlen, sie seien nicht länger bereit, allein die Kosten zu übernehmen. Dabei zeichnen sie das Bild vom Stau auf der Datenautobahn, wenn man nichts unternehme, würde es zwangsläufig zu einem Verkehrskollaps im Internet kommen. Wenn Internet-Unternehmen im Netz viel Geld verdienen, sollten auch diese sich am Ausbau des Netzes beteiligen, ist der Tenor der großen Kommunikationsunternehmen.
Doch wer bisher im Internet viel Geld verdient hat, möchte dies auch weiterhin tun, um nicht wieder vom Markt zu verschwinden. Der Wettbewerb unter den Videodienstanbietern und den Suchmaschinen ist groß. So kommt es nicht von ungefähr, dass der größte Suchmaschinenanbieter Google offenbar bereit ist, für die bessere Erreichbarkeit, Geld zu zahlen. Das heißt: Google zahlt viel Geld, damit wir schneller auf deren Seiten gehen und deren Dienste in Anspruch nehmen. Für den User bedeutet das, dass die Seiten von Google schneller erreichbar sind, als die von deren Konkurrenten. Dann würde nicht nur Google, sondern auch andere Unternehmen, Geld dafür bezahlen, dass deren Seiten schneller erreichbar wären.
Das würde gegen allgemeingültige Netzneutralität verstoßen. Seit Beginn des Internets gibt es das ungeschriebene Gesetz, dass jeder und jedem die Möglichkeit gegeben wird, mit gleicher Geschwindigkeit unterwegs zu sein, natürlich abhängig von seinem Internetzugang.
Zwei-Klassen-Internet?
Wer legt fest, welche Daten, welche Dienste wichtiger sind? Hatte bisher jeder Jungunternehmer die Chance, gleichberechtigt im Netz seine Produkte oder Dienste anzubieten, so müssten diese nun viel Geld bezahlen, um wettbewerbsfähig zu sein. Das wäre der Beginn einer Zweiklassengesellschaft im Internet, bei der auch, wie in vielen anderen Bereichen, Menschen mit wenig Geld stark benachteiligt werden. Das Geld, was die Unternehmen für schnellere Leitungen unerreichbar ausgeben, werden sie sich vom Endverbraucher, dem User, wieder holen.
Muss man heute schon teilweise zahlen, um den vollen Umfang von Diensten zu nutzen, wird man bald zusätzlich zahlen, um diesen Dienst schneller zu erreichen. Ist die Gesellschaft schon außerhalb des Cyberspace schon in zwei Klassen geteilt, in Arm und Reich, wird es künftig auch im Netz getrennt in schnelle und langsame User. Die, die es sich leisten können sind schneller als die, die arm sind und langsamer unterwegs sind.
Die Datensammelwut der Unternehmen, immer ausufernder Privatdatenexhibitionismus erfordert ein Umdenken im Umgang mit persönlichen Daten. Das Internet vergisst nicht, weder „Lobeshymnen auf den Freund“ noch Nacktbilder der Ex. Das Internet ist nicht mehr nur Informationsbörse und Unterhaltungsmedium, ferner ist es mittlerweile zu einem elementaren gesellschaftlichen Instrument geworden. Informationen sind ein wichtiges Gut, mit dem Unternehmen viel Geld verdienen können. Aber auch Unternehmen nutzen das Internet um sich ihre Bewerber genau anzusehen. Bilder in eindeutigen Posen oder mit einer Flasche Bier in der Hand, ist nicht gerade förderlich für die Karriere.
23. Oktober 2009
Denkschrift
Denkschrift
Warum sollen Christen Politisch handeln?
Von Th. Salomo
Immer wieder stelle ich mir die Frage, sollen Christen sich Politisch engagieren? Sich also in politische Dinge einmischen, oder sich gänzlich heraus halten und sich ganz auf die Nachfolge Jesus zu konzentrieren??
Ich sage, gerade Christen sollen und müssen sich Politisch engagieren, also gegen bestehendes oder aufziehendes Unrecht kämpfen. Dietrich Bonheffer schrieb in seinen nicht mehr fertig gewordenen Buch: „ Weil es Jesus nicht um die Verwirklichung neuer ethischer Ideale also auch nicht um seine eigenes Gutsein sondern allein um die Liebe zum wirklichen Menschen geht, darum kann er in die Gemeinschaft ihrer Schuld eintreten… Aus seiner Selbstlosen Liebe, aus seiner Sündlosigkeit heraus tritt Jesus in die Schuld der Menschen ein , nimmt sie auf sich.“
Natürlich muss man sich bedingt schuldig machen. Denn unrecht lässt sich nie nur von aussen heraus kritisieren oder erst recht nicht beheben. Die Amerikaner haben in der Vergangenheit oft versucht von aussen heraus unrecht oder das was sie dafür halten weg zu Bomben und ein für sie angenehmes Regime einzusetzen, das hat nie funktioniert das sehen wir am Beispiel Afgahnistan oder Irak. Heißt das dass wir ein teil des Unrecht sein müssen um es zu beheben?
Keines Wegs! Wir müssen es aber verstehen und wissen wie es funktioniert. Es muss also ein direkter Bezug dazu da sein. Wenn Bonhoeffer also sagt das die gern behauptete Neutralität im Politischen Konflikten dann keine Neutralität ist , wenn sie bestehende Gewalt herrschendes unrecht de facto duldet. Ich sage wer sich heraus hält macht sich schuldig, schuldig an seinen Mitmenschen die von unrecht bedroht sind aber vor allem an den wohltun und taten Jesus. In der Justiz nennt man das Unterlassenehilfeleistung. Gerade Jesus hat durch seine Taten gezeigt das er sich gegen bestehendes Unrecht engagiert, z.B. die Sache mit der Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte. Oder die Sache in der Apostelgeschichte mit Saulus der später Apostel Paulus wurde. Das zeigt uns das gerade wir Christen gerade zum handeln gezwungen sind. Denn Paulus schrieb, was man als Ermunterung verstehen kann, (2.kor 4+5). „Setzt nicht die Waffen dieser Welt ein, sondern die Waffen Gottes.“ Also das Wort Gottes und sein Evangelium. Denn wahrer Frieden und Gerechtigkeit kann nur von Gott kommen. Zunehmende Ungerechtigkeit finden wir nicht nur in fernen Ländern wie Sudan, Somalia oder Iran China und andere Länder. Ungerechtigkeit finden wir auch zunehmend vor unserer Haustüre. Wenn es um das aufweichen von Arbeitnehmer Rechten geht, oder bei dem Abbau von Sozialleistungen, oder dem verschärfen des Asylrechtes. Auch in unserem alltäglichen Handeln sind wir unrecht ausgesetzt. Bei Online Durchsuchung der Ermittlungsbehörden von verdächtigen Computer. Oder der Vorratsdatenspeicherung von Telefonnummern und Internetverbindungen. Jedes Telefonat jeder Klick im Internet kann zurückverfolgt werden. Dies wurde unter dem Deckmantel des Schutzes vor Terrorismus möglich. Doch wer sagt uns das diese Dinge nicht irgendwann gegen uns eingesetzt werden? Es gibt viele Beispiele in der Geschichte wo es so im nach hinein geschehen ist.
Doch was können wir tun wenn wir unrecht sehen? Es ist nicht gleich notwendig in eine Partei zu treten, oder einer Organisation beizutreten. Wenn man will gut, wenn nicht auch OK. Viel wichtiger ist es darüber zu reden, aufzuklären. Also die die Sprache derer verstehen, sollen denen es vermitteln und erklären. Engagieren heißt nicht zwangsläufig sich stundenlang Vorträgen zu widmen, es reicht auch aus mal eine Unterschrift für eine Petition zu geben, oder für das eine oder andere je nachdem ob es einen gefällt oder nicht zu unterschreiben. Engagement findet vor allem im kleinen statt, so zu sagen unter uns. Erst aus dem kleinen kann größeres entstehen. Erst wenn wir alle das unrecht erkennen können wir es beheben, gemeinsam,im Sinne Gottes.